Die Nitratfahrt
Geschichte
Eine der letzten Einsatzbereiche, in welchen die Grosssegler konkurrenzfähig sein konnten, war die Salpetertfahrt.
In den Jahren um 1890 waren oftmals unzählige Schiffe auf dieser Route unterwegs und oft lagen bis zu 100 Windjammer vor Iquique auf Reede, um Salpeter an Bord zu nehmen.
Die deutsche Reederei Ferdinand Laeisz setzte seine Schiffe auf dieser Route ein bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges. |
Die Legende um das Weisse Gold
Während Jahrhunderten blieb die Abbaumethode primitiv und das abgebaute Volumen stagnierte. Erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts gewann der südamerikanische Salpeterabbau an Bedeutung.
Paradoxerweise konnte das Nitrat als Dünger sowie auch als Basiskomponente zum Herstellen von Sprengstoff verwendet werden. Mit dem 1. Weltkrieg nahm der Export des Chile Salpeters drastisch zu und die exponentiell gestiegene Nachfrage führte zu den höchsten Ausfuhrraten, die jemals erreicht wurden. Das Weisse Gold verwandelte den kalten Norden Chiles in ein neues Kalifornien. Am Höhepunkt angelangt, wurden Konzessionen an Minen verteilt mit den wohlklingenden Namen wie: “Adventure“, “Perseverance“, “Chance“. Oder mit Frauennamen wie: “ Marie Eugenie“, “Marie Helene“, “Soledad“, “Carmen“.
Bis 1915 wurde in 250 Minen fieberhaft gearbeitet. Fast 300'000 Arbeiter produzierten rund 4 Millionen Tonnen pro Jahr...
Die Minen waren richtige, kleine Städte, überdeckt mit Salz, geformt von Sonne und Wind, gehärtet von der Kälte der Nacht.
Die Einwohner in dieser Einöde vermischten sich schnell: der gebräunte Chile mit den weissen Nordamerikanern, der stille Chinese mit dem teilnahmslosen Aymarer, die Bewohner von Santiago mit jenen von Atacama. Die leistungsfähige englische Bahn beförderte unaufhörlich Material von den in harter Arbeit und mit viel Schweiss gebauten Minen; jene Arbeiter waren ausgeschlossen von dem privilegierten Leben. Wenn einmal die Zeit dazu war, kleidete man sich im englischen Stil, trank französischen Champagner, rauchte und lauschte den Klängen des Walzers „Merry Widow“. Der Salpeter war mehr als nur eine Industrie, er war der magische Weg des Lebens…Der Überfluss des Geldes zog fremde Frauen an zu den Häfen im Norden Chiles wie etwa Taltal, Pisagua, Tocopilla und Antofagasta. Diese Orte wurden zu den Hochburgen jener siegreichen Kapitäne, die Kap Hoorn bezwungen hatten. Der künstlich von den Deutschen während des 1. Weltkrieges hergestellte Salpeter, Haber-Bosch verfahren, wurde zum ernsthaften Konkurrenten des Chile Salpeters. Die weltweite Rezession von 1930 brachte innerhalb weniger Monate das Ende des Weissen Goldes, was einst ein 50 Jahre währendes Abenteuer gewesen war… Die Minen schlossen eine nach der anderen, die Einwohner gaben alles auf, nicht ohne darauf zu bauen, dass alles nur eine momentane Erscheinung sein würde, überzeugt von einer baldigen Rückkehr zu den Minen. Die Stille kehrte zurück zu den Minen Slavonia, Celia, Chacabuco, North Lagunas, Delaware… Das Geld versiegte und entschwand zu anderen, fremden Horizonte… Der letzte Segler verliess, mit Salpeter beladen, den Hafen, um nie zurückzukehren. Zurück zur Wüste… Lebewohl Vergara, Araucana…
The english railroads circulate today between nothing and the silence...
Die englische Eisenbahn verkehrt heute zwischen der Stille und dem Nichts.
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Referenzen
Die Pamir